Motto 2013: "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmäler? "Veranstaltung des Heimat- und Museumsvereins Nauheim
Beim Tag des offenen Denkmals am 8. September 2013 beteiligte sich der Heimat- und Museumsverein mit zwei Führungen. Das diesjährige Thema war etwas umständlich, aber auch unter dieser Überschrift versuchten die Organisatoren dem gerecht zu werden und einige der denkmalgeschützten Objekte in Alt-Nauheim wurden dem diesjährigen Motto entsprechend aufbereitet.
Vorstandsmitglied Hans Joachim Brugger begrüßte 28 Gäste, darunter die Beigeordnete Hedi Kirst und die Vorsitzende des Museumsvereins Ute Ansahl-Reissig. Herr Brugger gab einige allgemeine Informationen zum Tag des offenen Denkmals und erläuterte dann als erstes den Ablauf der Erhaltung und Bewahrung des historischen Rathauses in den 70er- und 80er Jahren. Im Jahre 1974 gab es noch viele Befürworter für einen Abriß des zur damaligen Zeit sehr heruntergekommenen, aber längst unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. mehr
Bei der Führung am Vormittag nahmen 26 Interessierte teil — hier die Information über das alte Rathaus
Besucher konnten das mit vier Säulen "stabilisierte" Trauzimmer besichtigen
Ein Blick in die DachgeschosswohnungAuch das Kriegerdenkmal von 1870/71, die Germania, war ein "unbequemes" Denkmal. Mit großem Enthusiasmus 1899 auf dem "Friedrich-Ebert-Platz" in Nauheim aufgestellt, schämten sich die Gemeindeväter 1946 der angeblichen Kriegsverherrlichung durch eine derartige Skulptur und verbannten sie ganz ans Ende des Waldfriedhofs. Die Germania wurde in die heutige Vorstellung aufgenommen, weil überlegt wurde, sie wieder mehr in den bewohnten Bereich zu versetzen. In Ermangelung der Statue vor Ort, mussten sich die Zuhörer bei der Führung mit Fotos in fast Originalgröße zufrieden geben. mehr
Unterm Apfelbaum im Rathaushof war das Kriegerdenkmal von 1870/71 das ThemaAls nächstes stellte Herr Brugger die einst älteste Gaststätte im alten Ortskern vor. Beim ehemaligen " Sannche", dem Gasthof "Zum Hirsch", Heinrich-Kaul-Platz 11, wurde weniger vom unbequemen Denkmal gesprochen, als von einer vorbildlich gelungenen Sanierung der ehemaligen Gaststätte zu einem komfortablen Wohnhaus mit riesigen Wintergarten. Als besonderes Highlight ermöglichten die Bewohner den Interessierten einen Einblick in den weitläufigen mediterranen Garten. Den zentralen Punkt bildete ein mächtiger Maulbeerbaum vor einem Teich. mehr
Die Teilnehmer an der Führung betrachten das ehemalige Gasthaus "Zum Hirsch"
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Die Erbauuung und Sanierungsabschnitte der evangelische Kirche wurden, weitläufig am Tagesmotto angelehnt, von Vorstandsmitglied Rolf Hopp vorgestellt. mehr
Rolf Hopp (li.) erläutert die Geschichte zur evangelischen Kirche
Rolf Hopp schließt - nur für besondere Anlässe - das Haupttor der Kirche aufIn der Vorderstraße 24 steht die älteste Nauheimer Hofreite. Das Anwesen wurde 1521 erbaut; in den fast 500 Jahren seines Bestehens natürlich häufig umgebaut und erneuert. Dort soll auch der Nauheimer Pfarrer Georg Paul Ayrer, der von 1687 bis 1691 Pfarrer in Nauheim war, gewohnt haben, ebenso ist die Annahme möglich, dass das Wohnhaus noch das Gebäude ist, in dem Hen Edelman, Schultheiß von Nauheim (1494 -1521), einst wohnte. mehr
Die Teilnehmer an der Vormittags-Führung in der VorderstraßeDas letzte zu begutachtende Haus war Vorderstraße 15. Stilistisch aus dem Rahmen seiner gebauten Nachbarschaft fällt das auf der Ecke stehende Wohnhaus. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Haus mit wuchtigem, für die Barockzeit typischem Mansarddach. Das Haus stammt aus dem Jahre 1804, ein ähnliches, 1990 saniertes, steht in der Waldstraße 12. Unter dem Verputz lässt sich intaktes Fachwerk vermuten. Darauf lassen Balkenköpfe, Fassadenunebenheiten und Fenstertaschen schließen. Interessant: die schlichten Klappläden mit barocken Bändern. Leider befindet sich das Haus in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand.
Das sanierungsbedürftige verputzte Fachwerkhaus mit barockem Mansarddach