KLEINE GESCHICHTE DES DEUTSCHEN FEUERWEHRHELMES.
Als sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Gedanke des Brandschutzes auf freiwilliger Basis immer mehr durchsetzte, waren es oft die Turnvereine, die unter dem Motto: "Frisch-Fromm-Fröhlich-Frei" die ersten Spritzen- und Steigercorps bildeten.
Zunächst in leichte Drillich-Anzüge gekleidet, erkannte man bald, dass eine gute Schutzkleidung lebenswichtig war. Besonders der Kopf brauchte einen guten Schutz vor herabstürzendem Gebälk und Ziegelsteinen. Nach vielen Versuchen mit verschiedensten Materialien setzten sich bald Kappen aus Leder und Helme aus Messing- oder Eisenblech durch.
Zu dieser Zeit trug auch das Militär Lederhelme, zum Teil mit reicher Verzierung. Diese sog. Pickelhauben mussten von Zeit zu Zeit erneuert werden. Was lag näher als gebrauchte Militärhelme günstig zu erwerben und leicht modifiziert als Schutzhelm bei der Brandbekämpfung zu tragen. Besonders Feuerwehren ärmerer Gemeinden machten gerne von dieser Möglichkeit gebrauch.
Im süddeutschen Raum, besonders in Baden und Württemberg setzten sich mehrheitlich Messinghelme durch. Jedoch gab es keine festen Regeln. Jede Feuerwehr beschaffte sich was gefiel und was bezahlbar war.
Bald ging man dazu über den Feuerwehrhelm mit Verzierungen zu schmücken, die zum Teil die Stabilität der Helmschale verbessern sollten, zum Teil bestimmte Funktionsträger hervorheben sollten. So erkannte man zum Beispiel den Kommandanten im Durcheinander einer Brandstelle schneller und besser, wenn er einen prächtigen und auffallenden Feuerwehrhelm trug.
Mit der voranschreitenden Industrialisierung und dem Bau der Eisenbahnen, verbunden mit der Zunahme des Straßenverkehrs, wuchsen auch die Gefahren des Einsatzes.
Nach dem Ersten Weltkrieg begann eine intensive Forschung zum Thema Feuerwehrhelm.
Zusammen mit der Reichswehr wurden Versuche mit Kunststoffhelmen (Bakelit und Vulkanfiber) durchgeführt. Bald erkannte man, dass nur Aluminium oder Stahl ausreichenden Schutz boten. Dies auch im Hinblick auf die Bedürfnisse des Luftschutzes.
Ab 1933 reglementierte das nationalsozialistische Regime jede Einzelheit der Uniformierung und Ausrüstung, auch der Feuerwehren. Es wurden Normen geschaffen, die eine Vereinheitlichung der Produktion zum Ziel hatte. Als Feuerschutzheim wurde 1934 ein Stahl- oder Aluminiumheim in ähnlicher Form wie der Wehrmachtsstahlhelm, jedoch mit Kamm und Nackenschutz aus Leder vorgeschrieben. Es gab indes auch kleine Feuerwehren, die bis in die fünfziger Jahre ihre alten Leder und Messinghelme trugen.
Im November 1938 wurden die Feuerwehren in die Polizei überführt. Berufsfeuerwehren wurden Feuerschutzpolizei. Freiwillige-, Pflicht- und Werkfeuerwehren wurden zur Hilfspolizei (Feuerlöschpolizei). Uniformen und Feuerwehrfahrzeuge wurden grün.
Die Form des neuen Helmes wurde mehrmals leicht geändert. So mussten ab Kriegsanfang die Kämme der Helme entfernt werden. Das Aluminium wurde zur Flugzeugproduktion gebraucht. Die vorhandenen Löcher wurden mit Blechnieten verschlossen.
Am Ende des zweiten Weitkrieges lag das Feuerwehrwesen am Boden. Fahrzeuge und Ausrüstung waren zum großen Teil zerstört. Der Neuanfang war schwierig und langwierig.
Zunächst wurde alles als Feuerwehrheim getragen, was vorhanden war: Luftschutzhelme, Wehrmachtshelme, alte Feuerwehrhelme. Die Parteiembleme wurden abgekratzt oder übermalt. In Bayern wurden die Helme rubinrot lackiert und bis in die sechziger Jahre so getragen.
Der Normenausschuss des deutschen Feuerwehrverbandes beschloss, die Form des Feuerwehrhelmes im Wesentlichen beizubehalten. So wurde 1954 in der DIN Norm 14 940 festgelegt, welche Form und Beschaffenheit der "neue Feuerwehrhelm" hatte. Ob mit oder ohne Kamm blieb den Bundesländern und Städten freigestellt. Zunächst schwarz lackiert, führte man etwa ab 1965 eine nachleuchtende hellgrüne Sicherheitslackierung ein, die den Feuerwehrmann in der Dunkelheit besser erkennbar machte.
Mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft machten sich bald neue Normenausschüsse ans Werk, die alle Dinge des täglichen Lebens neu zu klassifizieren hatten: Die EU-Norm wurde geboren. Die Helmschale durfte keine elektrisch leitenden Teile aufweisen. Der Kunststoffhelm war wieder auferstanden. Neue Werkstoffe ermöglichten neue Formen. Die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise geht.
Vielleicht heißt es ja bald wieder: Jede Feuerwehr beschafft das, was gefällt und was bezahlbar ist.
Nach der Wende verschwand der als große Errungenschaft gefeierte DDR-Chromheim sehr schnell aus den Feuerwehrgerätehäusern. Man stattete die Feuerwehren schnellstmöglich mit Helmen die der heutigen EU-Norm entsprechen aus.
Hans Günther Dingeldein, Freiwillige Feuerwehr Nauheim