Der Jagdhof Wiesental

Das Forsthaus der Revierförsterei Apfelbachbrücke ist der einzige noch erhaltene Pavillon der im Jahre 1725 errichteten Jagdhofanlage des Landgrafen Ernst-Ludwig (regierte von 1687 bis 1739 in Hessen-Darmstadt). Nach 1768 wurde das aus einem Herrenhaus und vier Pavillons mit Mansardendächern bestehende Jagdhofensemble geräumt.

Der kleine Jagdhof liegt im Waldgebiet der Dreieich, südlich Mörfelden gelegen. Er war eine reine Pavillonanlage, bestehend aus fünf eingeschossigen Häusern mit Mansardendach, von denen drei an einer Längsseite und je ein weiteres an zwei Schmalseiten eines rechteckigen und von einer Mauer umgebenen Hofs angeordnet waren. Einziger Schmuck der bescheidenen Bauten waren ihre Mansardendächer und die leuchtend weißen Kamine darauf.

Im Hintergrund sind in einiger Entfernung mehrere einfache Gebäude, wohl Stallungen, ferner recht merkwürdige kleine Häuschen, die ebenfalls außerhalb des Jagdhofs liegen. Sie sehen aus wie die Mansardendächer kleiner quadratischer Pavillons ohne Erdgeschoss. Man könnte sie für Hunde- oder Vogelhäuser halten, doch haben sie mannshohe Eingangstüren, Fenster und Kamine, so dass sie wohl eine etwas skurrile Art von Wach- oder Jägerhäuschen darstellen.

1769 wurde aus Wiesental alles Mobiliar nach Darmstadt gebracht und zur Ausstattung von Infanteriekaserne und Hofküche verwendet. Die besseren Stücke wanderten in die Wohnung des Ministers von Moser (1723 - 1798, Erster Minister von Hessen-Darmstadt) in der Alexanderstraße. Das Portal dieses im letzten Krieg zerstörten Hauses wurde gerettet und konnte in Kranichstein als Eingang zum Jägersaal verwendet werden. 1798 wurden drei Pavillons in Wiesental abgebrochen, die anderen verfielen.


Jagdhofanlage Wiesental - Gemälde (1875) von Ernst August Schnittspan (1795 - 1882)
nach einer Vorlage des
Darmstädter Hofmalers Johann Jakob Stockmar (1742-1806)




Nikolauspforte

An der B 44, kurz vor Mörfelden, stößt man auf das Anwesen „Nikolauspforte“, bestehend aus einigen Fachwerkhäusern, einem Wohnhaus, einer Scheune und einem Backhaus. Früher war dies ein Forsthaus im Landesbesitz. Das Privat-Grundstück kann man nicht betreten; man kann sich jedoch einen guten Überblick darauf von der gegenüberliegenden Bahnseite verschaffen.

Mit dem Anwachsen der Bevölkerung im Hochmittelalter musste auch eine Änderung in der kirchlichen Betreuung erfolgen. Deshalb ging man dazu über, an gewissen Plätzen Altäre zu errichten oder in den Dörfern selbst kleine Kirchen, Kapellen, zu erbauen. Diese Außenstationen oder Filialen wurden von den Mutterkirchen dadurch betreut, dass sie ihre Geistlichen oder Altaristen zu den Kapellen oder Altären schickte und sie dort die Gebete lesen oder den Gottesdienst halten ließ. Eine solche Kapelle, St. Niclas im Wald, stand an der Straße zwischen Groß-Gerau und Mörfelden. Für den Unterhalt des dortigen Kaplans diente das St. Nicolaus-Gut zu Gräfenhausen. Es wurde bereits im Jahre 1400 urkundlich erwähnt. Die St. Nikolaus-Kapelle wurde kurz vor dem Jahr 1558 abgebrochen.

Besagtes Anwesen "Nikolauspforte" lag an der wichtigen Handelsstraße Frankfurt - Oppenheim, die von Kaufmannszügen benutzt wurde. Kaufleute waren gesuchte Objekte für Überfälle, die im 13. Jahrhundert überhand nahmen. Städte und Fürsten fanden sich zur Abwehr und gemeinsamen Schutz zusammen, was natürlich von den Kaufleuten bezahlt werden musste. Die Kaufmannszüge erhielten Geleitschutz. Von Oppenheim bis zur Nikolauspforte übernahm dies der Graf von Katzenelnbogen, später der Landgraf von Hessen. Von der Nikolauspforte bis Frankfurt wurde die Schutzmannschaft vom Grafen von Isenburg und der Stadt Frankfurt übernommen. Um 1500 stellte die Stadt Frankfurt allein das Geleit bis Oppenheim. Es bestand aus einem  Hauptmann und 111 Berittenen.

Im 17. Jahrhundert wurde das Anwesen ungefähr im heutigen Umfang errichtet und Im 19. und 20. Jahrhundert wurde das Gebäude - bis zum Verkauf 1975 - als Forsthaus genutzt. Heute ist es in Privatbesitz und vom Eigentümer in Selbshilfe nach Vorgaben der Denkmalschutzbehörde saniert worden. Im Jahre 1956 wurde das Forsthausgrundstück „Nikolauspforte“ mit Försterdienstland aufgelöst und der Gemeinde Mörfelden zugeschlagen. Mit gleichem Innenminister-Erlass wurde auch die selbständige Gemarkung „Nauheimer Oberwald“ Mörfelden zugeteilt.

Ob Zar Nikolaus I. (1796 - 1855) dort einmal zur Jagd eingeladen war, ist nicht belegt und ob deshalb die Namensgebung erfolgte.


Das Anwesen Nikolauspforte an der B 44