Die Römer in Nauheim und Geinsheim

An vielen Stellen konnte man Spuren der Römer in der Umgebung von Nauheim finden. Es ist erwiesen, dass römische Truppen zwischen 30 - 300 n.Chr. in Nauheim waren. In Nauheim wurden schon seit Jahrzehnten immer wieder Funde gemacht, die auf römische Besiedlung hinwiesen. In der "Ebertslache", entlang der Berzalle (Aussiedlerhof Kuhlmann), in der Gewann "Gartenfeld" wurden Fundgegenstände geborgen. Man vermutet Gebäude in diesen Bereichen, vielleicht sogar eine "villae rusticae" (einzelstehender Bauernhof). Gräber im "Hartmannsloch" und weitere Funde im "Atzelhorst" und auf dem "Feldchen" belegen die verstreute Siedlungsaktivität der Römer in unserer Region.

Schon zu Beginn des 20. Jh. vermuteten Archäologen ein Lager in der Flur "Herrnwiese". In den 1990er-Jahren zeigten sich Luftbildarchäologen verdächtige Spuren. Die Luftbilder zeigten deutlich der Verlauf eines Doppelgrabensystems und deuteten auf ein Militärlager größeren Ausmaßes. Um mehr über den Verlauf des Lagers zu erfahren wurde die geomagnetische Prospektionsmethode ausgewählt. Mit finanziellen Mitteln der Regionalpark Rhein-Main Südwest GmbH wurde eine Fläche von 20.000 m² untersucht. Die geomagnetische Prospektion tastet den Untergrund zerstörungsfrei nach verborgenen archäologischen Strukturen über ihre magnetischen Eigenschaften ab. Befunde weisen hinsichtlich ihrer Magnetisierung einen Kontrast zum umgebenden gewachsenen Grund auf. Die Befunde können stärker oder schwächer magnetisiert sein und treten als Verstärkung oder Abschwächung des Erdmagnetfeldes auf. Die Untersuchungsfläche liegt einerseits auf sandigen Ablagerungen im Norden. Die südliche Hälfte liegt auf tonigen Sedimenten.

Das immer nur vorübergehend genutzte Militärlager hatte eine Größe von 15 - 20 ha, war einen Tagesmarsch von Mainz entfernt und befand sich in topografisch günstiger Lage auf einem flachen Landrücken in der Nähe zum damals schiffbaren Schwarzbach. Im Lager war Platz für eine komplette römische Legion mit 5.500 - 6.000 Mann samt ihres Trosses. Die Unterkünfte waren Zelte oder Häuser aus Holz. Das Lager diente wohl als Basis für zeitlich befristete militärische Aktionen.

 

Aufgrund der geomagnetischen Untersuchungsergebnisse an dem römischen Lager, wurde eine Grabung an einer definierten Stelle in der Zeit vom 2. - 9.8.2003 durchgeführt, um weitere Aufschlüsse über das Lager zu erlangen. Die Grabung erfolgte vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Abteilung für Vor- und Frühgeschichte. [ mehr ]

Es wurde der Mutterboden auf einer Fläche von ca. 4x40m abgetragen. Darauf erfolgte die Freilegung von einem Doppelgraben, der auch im Schnitt dargestellt wurde. Es wurden keine Funde gemacht. Es ist zu vermuten, dass das Lager nur kurzfristig genutzt wurde und demzufolge keine Gegenstände zurückgelassen wurden.
An den Verfärbungen auf den Bildern kann man die Breite und das Grabenprofil einigermaßen erkennen. Die Durchführung der Arbeiten wurde durch eine Spende der Riedwerke Groß-Gerau ermöglicht.

Eine vergleichbare Situation findet sich auch nur 15 Kilometer von Nauheim entfernt in Trebur-Geinsheim, etwa einen Kilometer vom Rhein bei Kornsand entfernt. Unweit des Rheins errichteten römische Truppen mehrere Militärlager, die durch Luftbilder entdeckt wurden und deren Vorhandensein durch Ausgrabungen im August/September 2007 bestätigt wurden. Brückenköpfe dieser Art waren für das römische Heer bei jedem Vordringen über den Rhein von großer strategischer Bedeutung.

Die Hauptnutzungszeit dieser Lager dürfte im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung gewesen sein. Die Fläche eines dieser Lager könnte dem Nauheimer Lager "Herrnwiese" entsprechen und gut 20 oder mehr Hektar betragen und einer römischen Legion Platz geboten haben. Auch diese Lager wurden immer nur kurzfristig genutzt und die Soldaten in Zelten oder Häusern in Leichtbauweise untergebracht. Rückschlüsse auf Steingebäude sind nicht vorhanden. Es wurden jedoch Kupfermünzen, Gürtelschnallen und einige Tonscherben gefunden. Die aktuellen Grabungen werden von hessischen Archäologen als äußerst wichtig für die Region und darüberhinaus bewertet.

 
Die Grabungsstelle bei Geinsheim

 
Studenten der Archäologie legen Sondierungsschnitte an, um Grabenverlauf und anderes zu bestimmen


Erdverfärbungen geben Aufschluss über künstliche Anlagen