Warum ein Neubau des Nauheimer Feuerwehrhauses?
Von der Gemeindevertretung wurde mit großer Mehrheit im Dezember 2003 beschlossen, ein neues Gerätehaus andernorts zu bauen, statt das auf dem "Feldchen" existierende Gebäude zu sanieren und zu erweitern.
In der öffentlichen Diskussion über die Notwendigkeit des Neubaues unseres Feuerwehrhauses gibt es immer wieder Meinungen, dass eine Renovierung kostengünstiger, eine Zusammenarbeit mit Königstädten zur Nutzung von
Synergieeffekten sinnvoller oder gar der völlige Verzicht auf all dieses Maßnahmen aus Kostengründen derzeit geboten sei.Das Gerätehaus auf dem Feldchen wurde 1975 seiner Bestimmung übergeben. Die Feuerwehr zog ein und seit diesem Zeitpunkt investierte die Gemeinde Nauheim - außer den notwendigsten Unterhaltungsmaßnahmen an "Dach und Fach" - keine Mittel mehr, von den Bewirtschaftungskosten eines solchen Hauses einmal abgesehen. Bereits Mitte der achtziger Jahre, als sich die Aufgabenstellung der Feuerwehr schon grundsätzlich geändert hatte vom reinen Brandschutz in Richtung eines starken Anstieges der technischen Hilfeleistungen, wies die FFw auf notwendige technische und teilweise auch bauliche Veränderungen hin, die jedoch aus Kostengründen verschoben werden mussten bzw. wo es zwischen der Wehr und der Gemeinde auch unterschiedliche Betrachtungen gab. Etwa seit 1995 klagte die Wehr, dass die Mängel am und im Haus immer gravierender wurden, beispielsweise im Hinblick auf erhöhten Energieverbrauch, Undichtigkeit des Daches oder Rostschäden im Beton. Mit der geänderten Aufgabenstellung stieg auch der Bedarf nach Stellflächen, nach Erweiterung der Werkstätten oder einer Verbesserung der Schlauchpflege.
Somit konkretisierten sich auch die Pläne für eine Erweiterung des Hauses um zwei Boxen und entsprechende Werkstätten sowie verbesserte Sanitär- und Gemeinschaftseinrichtungen. Diese Überlegungen mündeten 2002 bereits in eine konkretere Planung durch das Gemeindebauamt. Bei den Schätzungen der Kosten gab es denn aber die unliebsamen Überraschungen; nämlich die Kosten der Erweiterung sowie die nicht unerheblichen Kosten für die Sanierung des Altbestandes beliefen sich auf bald 2,3 Mio. Euro. Die Aussichten auf einen Landeszuschuss waren ebenfalls gering; dieser wäre nur für die Anbauten in Frage gekommen. Durch die bevorstehende Änderung der Zuschussrichtlinien war die Antragstellung zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht möglich.
Im Zuge des Ausbaues der neuen L 3040 und der damit verbundenen Baulandumlegung (Flurbereinigung) ergab sich Mitte 2003 die Möglichkeit, das gemeindeeigene Gelände an der Kläranlage (rund 4000 m²) als neuen Standort für ein Feuerwehrgerätehaus in die Planungen mit einzubeziehen. Die erhöhten Kosten eines Neubaues sollten dadurch verringert werden, dass die Fläche des derzeitigen Gerätehauses mit in die Feldchenbebauung einbezogen wird (mehr als 2800 m²), also zusätzliche bebaubare und damit verwertbare Fläche ergibt. Ein Feuerwehrhaus inmitten einer Wohnbebauung wird auch als permanenter Störfaktor angesehen. Mit dem Zeitpunkt 2003/04 änderte das Land die Zuschussrichtlinien und ermöglichte in einer Übergangsfrist den Antragstellern, in recht kurzer Zeit von rund einem Jahr einen Zuschussbescheid zu erhalten, anstatt der bisherigen Praxis von schriftlichen Zusagen einer Förderung in rund 6 - 8 Jahren (sogenannte Nullbescheide). Mit der neuen Praxis ergriff Nauheim die Chance, bei schneller Vorlage von Plänen auf Platz eins der Prioritätenliste zu gelangen. Unter erheblichen Vorleistungen der Bauverwaltung und der ersten Entwurfsplanung durch ein Nauheimer Architektenbüro wurden diese Pläne erstellt, die Abstimmung mit dem Land Hessen herbeigeführt und auch die entsprechenden Beschlüsse gefasst. Die Baugenehmigung war ebenfalls im Frühjahr 2004 erteilt worden. Die geplante Ausführung durch einen Generalunternehmer ließ die Gemeinde dann wieder fallen; in erster Linie sprachen rechtliche Bedenken der Fachbehörden und wirtschaftliche der Handwerkskammer dagegen. Auch dieses Verfahren brachte noch ein weiteres zeitliches Hinausschieben, was allerdings auch die Chance bot, die weitere Planung des Vorhabens zu überdenken und die ursprünglichen Planungen in Abstimmung mit der FFw zu optimieren. Hierzu wurde ein externes Architekturbüro verpflichtet. Anzufügen ist, dass in Nauheim auch das örtliche Deutsche Rote Kreuz mit seinen Fahrzeugen in dieses Haus integriert wird und somit auch organisch mit der Feuerwehr verbunden ist. Dies ist wird in kaum einer Gemeinde so gehandhabt. — Mit dem Land Hessen wurden diese geänderten Pläne abgestimmt; es gab seitens des Zuschussgebers keine Einwände; die Planung fand allgemeine Anerkennung durch die Fachleute in Wiesbaden. Der Baubeginn war am 12. November und die Bauzeit dauert bis Frühjahr 2007. Mit dem Baubeginn gibt es 20 % des Zuschusses (insgesamt 421.000 Euro). — Nicht zuletzt ist diese Maßnahme auch eine Investitionstätigkeit zur Beauftragung des regionalen Gewerbes.
Über den Bau eines Feuerwehrhauses zusammen mit Königstädten wurde seitens der Gemeinde Nauheim schon vor längerer Zeit (vor Baubeginn des Königstädter Feuerwehrgerätehauses) beraten. An der Realisierung eines solchen Projektes wären verschiedenste Personen, Institutionen und Behörden aus Nauheim und dem zu Rüsselsheim gehörenden Königstädten zu beteiligen gewesen. Die Vorstellungen zur Realisierung eines solchen gemeinsamen Projektes ergab Hürden, die letztlich nicht zu überwinden waren, so dass nun sowohl Königstädten als auch Nauheim ein eigenes Feuerwehrgerätehaus haben.
Der Gemeindevorstand holte sich in Königstädten für die hiesige Planung im Rahmen eines Besichtigungstermins Anregungen. Die Übernahme von Planungen ist allerdings nicht ohne weiteres möglich, da an bestehenden Planungen Urheberrechte der Architekten bestehen, die nicht einfach von Gemeinde zu Gemeinde weitergegeben werden können. Lage und Zuschnitt der Grundstücke Nauheims und Königstädtens sind so unterschiedlich, dass die Planungen der Gerätehäuser nicht identisch sein können. Weiter brachten auch die beiden freiwilligen Feuerwehren unterschiedliche Anregungen und Bedürfnisse in ihre jeweiligen Planungen ein (in Nauheim ist beispielsweise zusätzlich zur Feuerwehr auch das Deutsche Rote Kreuz in dem Gebäude untergebracht), so dass auch von daher eine Übernahme von Planungen zur Umsetzung des Neubaus nicht geeignet ist.
Die Feuerwehrgerätehäuser in Königstädten und Nauheim sind nicht vergleichbar. Königstädten ist eine "Dependance" des Hauptstützpunktes in Rüsselsheim-Stadtmitte, d.h. einige Bereiche wie Schlauchwäsche, Atemschutzwerkstatt und technische Unterhaltung erfolgen nicht im Feuerwehrgerätehaus Königstädten. In Nauheim ist dies ganz anders. Die Feuerwehr muss alle technischen Einrichtungen im Gerätehaus vorhalten. Ein "Outsourcing" ist nur schwierig möglich, da dann die Ausstattung doppelt vorhanden sein müsste. Die Wehr kann nicht ausrücken, wenn die Hälfte der Atemschutzgeräte gerade außerhalb gefüllt/gewartet werden muss. Dies geht im Brand- und Katastrophenschutz nicht. Des weiteren ist ein guter Standard an Ausbildung und Nachwuchsförderung einerseits abhängig von der technischen und räumlichen Ausstattung, andererseits auch von der Motivation der Mitglieder der Feuerwehr. Es wäre geradezu grotesk zu glauben, bei ehrenamtlich Tätigen 1 + 1 zusammenzählen zu können und dann eine schlagkräftige Wehr zu erhalten. Dies ist schon in Großgemeinden ein
Riesenproblem - zwischen benachbarten Kommunen ein gewiss noch größeres. Es ist auch abschließend auf die zwei Säulen der Freiwilligen Feuerwehr hinzuweisen. Die erste Säule ist die Einsatzabteilung - sie untersteht der Gemeinde - geführt vom Gemeindebrandinspektor und ist für den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz zuständig. Die andere Säule ist der Feuerwehrverein, der quasi das allgemeine Vereinswesen abdeckt. Beide Säulen sind untrennbar verbunden. Bei einem funktionierenden Vereinswesen ist sicher gestellt, dass die freiwillige Feuerwehr keine Nachwuchsprobleme hat. Die Alternative wäre eine Berufsfeuerwehr, die finanziell die Gemeinde erheblich belasten würde.