Prof. Dr. Ernst Erich Metzner:
"Die Leistung Martin Luthers auf dem Weg zur deutschen Spracheinheit und Sprachkultur"
Musikalische Orgelbegleitung: Christian Hopp
Der Vortrag zeigte Luthers Weg und seine politischen, literarischen und künstlerischen Voraussetzungen und Folgen auf; sie sind im Lutherjahr durch einen neuen wissenschaftlichen Beitrag zu den drei ersten Lutherliedern ergänzt worden, deren erstes ,Ein feste Burg...' kurz vor dem Reichstag in Trebur und Oppenheim verfasst worden war. Es folgte eine kurze Darstellung der sprachlichen und politischen Situation im deutschen Sprachraum seit Beginn der Geschichte, unter Betonung der so förderlichen wie hemmenden Rolle der Kirche bei der Literarisierung der Volkssprachen im ganzen europäischen Raum generell und speziell im deutschen Bereich. Wobei vor allem auf die ursprüngliche Bedeutung und Geltung des Wortes ,deutsch' als uralte Sammelbezeichnung für die ,deutschen' Mundarten die Rede kam, die als seinerzeit schon erkannte ,Sprachgemeinschaft' nicht nur sprachlich viel enger verbunden erschien als heute, trotz politischer Entzweiung. Und ebenso war zu verweisen auf die zunehmend als Mangel und Minderwertigkeitsgefühl empfundene fehlende politische Einheit der ,deutschen Nation', um mit Luther zu sprechen, mit ihrer großen Geschichte im nominell ,römischen Reich' der damaligen frühen Neuzeit im christlichen Europa. Sprengkraft besaß Luthers Lehre und Sprache eben wegen des noch durchweg vorauszusetzenden alten deutschen Gemeinschaftsgefühls, das sich in der Folge immer wieder als lebenskräftig erwies, trotz aller ideologischer Anfechtungen, und zu dem Mythos verführte, dass der so sprach- und wirkungsmächtige Luther ,unser Deutsch erfunden' hat.
Als Voraussetzungen für Luthers eminente Wirkung im sprachlichen Bereich war auch der Buchdruck und Luthers kulturpolitische Zentrierung auf die Volkssprache und die gelebte Volkskultur herauszustellen.
Nach dieser informativen Überschau kam der letzte Teil konkret auf die ersten volkssprachigen Texte, Schriften, Lieder und Übersetzungen Luthers vor und nach 1521 zu sprechen und damit auch konkret auf unseren Raum. Und abschließend auf die schwierige Frage nach Luthers, der Lutherbibel und der Luthersprache Bedeutung für das multikulturelle Deutschland, noch heute oder wieder heute.
Professor Dr. Ernst Erich Metzner am Rednerpult
Die Intellektuellen seiner Zeit, auch viele Humanisten, fanden es geradezu peinlich, dass Luther die Bibel in "die Kuhstallsprache Deutsch" übersetzt habe. Außerdem seien die biblischen Geschichten zum Teil höchst missverständlich und gefährlich. Sie müssten deshalb den einfachen Leuten von klugen Experten erzählt und erklärt werden. Dagegen wehrte sich Luther vehement.
|
|
Lutherbibel von 1693 aus der Museums-Daueraustellung
stand
als Anschauungsobjekt zur Verfügung
Nach der Pause waren die Publikumsreihen etwas gelichtet
Christian Hopp spielte virtuos Bachfugen zur Begleitung des Vortrages.
Die Flasche
mit Nauheimer Äppler, Jg. 2016, war ein kleines Dankeschön an die
Gestalter des Abends