Naturdenkmale in Nauheim

 

Als Naturdenkmale sind im Kreis Groß-Gerau ausschließlich Einzelbäume oder Baumgruppen ausgewiesen. Diese zeichnen sich durch ihren besonderen Wuchs, dem landschafts- oder ortsprägenden Charakter oder aufgrund ihrer Seltenheit aus. Im Kreis gibt es 94 Naturdenkmale. Weitere zehn in Rüsselsheim. Auf Nauheimer Gemarkung sind vier Naturdenkmale. Stand Sept. 2019. 

Die in einer Verordnung der „Unteren Naturschutzbehörde“ näher bezeichneten Bäume werden dann zu Naturdenkmälern erklärt, wenn es Einzelschöpfungen der Natur aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen sind oder wegen ihrer Schönheit, Seltenheit oder Eigenart, insbesondere wegen ihres landschaftsprägenden Charakters und sie zu sichern und zu erhalten sind. Die Umgebung eines Naturschutzdenkmales ist in den Schutz einbezogen. Bei den zu Naturdenkmälern erklärten Bäumen erstreckt sich der Schutz auf das Gebiet innerhalb der Kronentraufe. Alle Naturdenkmäler sind durchnummeriert. Abgänge gibt es, wenn aus Gründen der Verkehrssicherheit der Baum gefällt werden muss oder aus Altersgründen umfällt.

Nauheims bekanntestes Naturdenkmal ist die Roßkastanie (Nr. 009 der Naturdenkmäler im Kreisgebiet) auf dem Friedrich-Ebert-Platz. Seit rund 150 Jahren prägt der prächtige Kastanienbaum den Friedrich-Ebert-Platz. 1862 pflanzte Nikolaus Sünner zur Verschönerung des Platzes diesen Baum mehr. 2005 war die Rosskastanie Baum des Jahres, sie ist beliebt als Allee- und Parkbaum und gehört zur Pflanzenfamilie der Seifenbaumgewächse. Sie kann über 30 Meter hoch werden, ist Flachwurzler mit großer Ausbreitung und hat eine Lebenserwartung bis zu 300 Jahre. Weißblühende Kastanien leiden unter dem Befall der Miniermotte (Balkan-Miniermotte). Der kleine Schmetterling verbreitet sich sehr rasch. Die Fraßgänge der Larven zerstören die Blätter. Bester Schutz ist die Beseitigung des befallenen Herbstlaubes. Der Nauheimer Kastanienbaum steht unter der Patenschaft der Baumfachfirma E. Leitsch und erhält somit eine optimale Pflege.

 

Der heutige Friedrich-Ebert-Platz war lange Zeit Mittelpunkt der Gemeinde Nauheim. Schon weit vor der Baumpflanzung wurde im Jahre 1835/36 ein erster Brunnen gebaut, der 1912 beseitigt wurde. Vor dem Kastanienbaum wurde 1870 das Waaghäuschen, eine Brückenwaage errichtet. Das Kriegerdenkmal 1870/71 wurde im Juli 1899 vom „Kriegerverein Nauheim“ feierlich eingeweiht. Den Platz hat man um 1905 mit Kantensteinen eingefasst. Später wurde um das Kriegerdenkmal auf einem Steinsockel ein schmiedeeiserner Zaun errichtet. Die martialische Germania des Kriegerdenkmals wurde aus der Ortsmitte in den Waldfriedhof verbannt. In der Gemeinderatssitzung vom 7.8.1946 wurde beschlossen, das Kriegerdenkmal von 1870/71 zu entfernen und der Platz wurde 1948 nach dem ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert benannt. 1970 wurde der Friedrich-Ebert-Platz dann mit Waschbetonplatten und einem Brunnen neu hergerichtet.

Im Rahmen des "Konjungturprogramms 2010" wurden 45.000 Euro für eine erste Umgestaltung bereit gestellt. Schon seit längerer Zeit war vielen der Waschbeton-Charakter dieses Platzes nicht mehr zeitgemäß und kam dem Ambiente dieses zentralen Platzes nicht mehr entgegen. Für eine Umgestaltung gab es mehrere Vorschläge.

Die Arbeitsgruppe "Nauheim - schau hin" hat auch Entwürfe und Vorschläge an den Gemeindevorstand zur Ausführung weitergegeben. Über diese Gruppe wurden über 1000 Euro gespendet für die Umgestaltung. Als die Gemeindevertretung die Neuplanung dem Gemeindevorstand überließ, wurde als erstes der Platz terracottafarben gepflastert. Die Zufahrt für Anlieger wurde geändert, die Pflasterung auf einer Ebene gestaltet, damit auch größere Feste durchgeführt werden können. Für das Naturdenkmal Kastanienbaum wurde die Baumscheibe vergrößert und aufgelockert.

 

Die vier „Körner-Linden“, (Nr. 007) stehen am ehemaligen Treburer Forsthaus, heute Odenwald-Klubhaus, und wurden 1881 vom damaligen Forstmeister Georg Körner gepflanzt. Sie wurden absichtlich sehr dicht zueinander gesetzt, sodass die Bäume heute zum Teil bizarre Wuchsformen mit fast waagrecht stehenden Stämmen aufweisen. Von den ursprünglich sechs Bäumen sind noch vier erhalten. Die Körnerlinden sind Naturdenkmal seit 1985. Zwei der Körnerlinden sind aus Gründen der Verkehrssicherheit inzwischen entfernt worden. Die Linde liebt kalkhaltigen sandigen oder lehmigen Boden. Es gibt viele Arten von Linden. Hier handelt es sich um eine Sommerlinde, die bis zu 800 Jahre alt werden kann und 10 – 30 m hoch wächst. Sie war Baum des Jahres 1991  mehr.

 
Die Körnerlinden in unbelaubten Zustand


Die Bergulme in der Kranichstraße 60, (Nr. 073) ist erst seit 18.04.2013 Naturdenkmal, der letzten Ausweisung, was ungefähr alle zehn Jahre geschieht. Bei diesem Naturdenkmal handelt es sich um eine etwa 110 Jahre alte dreistämmige Bergulme (Ulmus glabra) in ausgeprägtem und vitalem Zustand, welche das "Ulmensterben" überlebt hat, damit eine absolute Rarität darstellt und deshalb unter Schutz gestellt ist. Das massive „Ulmensterben“ (verursacht durch den Ulmensplintkäfer und einem mitführenden Pilz, der die Leitbahnen der Bäume verstopft) hat in den 1970er und 80er Jahren fast alle Ulmen im Land dahingerafft. Auch die ehemaligen Naturdenkmale Bergulme im Mainvorland Kelsterbach und Flatterulme am Bahnhof Raunheim sind dieser Krankheit innerhalb von drei Jahren erlegen und mussten gefällt werden. Bergulmen können bis 400 Jahre alt und bis zu 40 m hoch werden. Sie benötigen anspruchsvollen, lehmhaltigen und feuchten Boden und wurzeln mit Senkern sehr tief. Sie war Baum des Jahres 1992.

 




Das jüngste Naturdenkmal Nauheims am Rande des Wohngebietes "Im Teich" im Winter- und Sommerhabitat



Die Förster-Pitzer-Eiche (Nr. 006), etwas abseits der Nauheimer Straße (Blechschneise), 300 m nordwestlich des Odenwald-Klubhauses, ist nur noch ein abgestorbenes Stammfragment und könnte aus der Liste der Naturdenkmäler des Kreises Groß-Gerau entfernt werden. Der wuchtige Stammumfang von über 5 m zeugt von der einstmals großen Mächtigkeit dieses Baumes. Er dürfte 400 Jahre alt sein und wurde nach dem früheren Nauheimer Förster Heinrich Pitzer II. benannt. Sein Ende wurde in den 1980/90er Jahren eingeleitet, als ein Blitzschlag dem Baum arg zusetzte und sein Verfall begann. Jedes Frühjahr steht der Baumstamm und seine nähere Umgebung für einige Wochen im Wasser, auch in den Trockenjahren 2018, 2019 und 2020  mehr.



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